Skip to main content

Die Geschichte

der Kunstmühle in Lonnerstadt

Erstmals findet die Mühle 1440 im Salbuch des Klosters Frauenaurach Erwähnung. Aufgezählt ist auch der Besitz der zur Mühle gehört, das ist Anderthalb's Tagwerk Wiesen und Anderthalber Morgen Acker. 1580 wird der Name eines Müllers genannt: Jobst Lutz einer der Gemeinde-Vierer (Bürgermeister), er starb 1593. Die Witwe von Lutz heiratete 1593 Hanns Merck, dieser räumt den Stiefkindern das Vorkaufsrecht für die Mühle ein, die sie später alleine führte. Im Jahre 1626 ist Hanns Lutz der Inhaber der Mühle. 1638 heiratete der Müller Michael Strobel die Lonnerstadter Metzgerstochter Getraud Nagel.

1642 erwarb der Lonnerstadter Georg Schering die Mühle um 225 fl, vom Kaufpreis wurden auch die Schuldner bedient. Der Müller der sich auch als Pulversiederknecht in Unternesselbach, Reinhardshofen und Breitenlohe als Brauer betätigte, übte auch die Ehrenämter als Gotteshauspfleger und Bürgermeister aus. 1671 heiratete Müllersohn Hans Schering Margaretha Kurz aus Nürnberg. Seine Schwester Dorothea heiratete 1673 den Wirt und Bierbrauer Georg Zwanziger aus Uehlfeld, sie starb 1680 mit 26 Jahren.

1687 wurde Peter Schering geboren, dessen Vater Andreas als Dorfhauptmann, Müller und Bierbrauer angegeben ist. Von 1682 liegt eine Beschreibung der baufällig gewordenen Mühle vor. 1695 kommt es zu einer Renovierung/Neubau der Mühle, wie die Bauinschriften JEM 1695 HS im Giebel und HSIEM im Hoftor mit dem markgräflich Brandenburgischen Wappen vermuten lassen. In der vierten Generation übernimmt Conrad Schering die Mühle und heiratete 1742 Margareta Röder aus Forst. Er baute die Kapazität der Mühle 1774 auf vier Mahlgänge und einen Schneidegang aus. Als letzter Träger der Familie Schering, übernahm 1816 Johann Christian Schering (geb. 1789, seit 1812 verheiratet) die Mühle, die dann 1830 in Konkurs ging.

Nach fünf Generationen der Scherings sollte die Mühle nun von fünf Generationen der Scharolds geführt werden. Diese bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg nachverfolgbare bäuerliche Familie stammte ursprünglich aus Sterpersdorf und gelangte 1830 in den Besitz der Lonnerstadter Mühle. Georg Scharold, Müllermeister auf der Sterpersdorfer Mühle ersteigerte für seinen Sohn Erhard Andreas (geb. am 28.11.1818 in Sterpersdorf) am 4. Mai 1830 die Lonnerstadter Mühle um 5550 Gulden mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 7,64 ha und ließ sie einige Jahre von einem Pächter betreiben. Nach dem Tod des Pachtmüllers Konrad Fink 1838 übergab Georg Scharold die Mühle an seinen 20 jährigen Sohn Erhard Andreas (1818-1882) der Margarete Scheubel aus Birkach bei Scheinfeld heiratete.

Unter seiner Leitung kam es zu Erneuerungen. So beantragte der Mühlenausstatter Georg Simon Haas 1851 die Auswechslung des Grundschützbaums vor der Mühle, 1855 erfolgte eine Eichpfahlsetzung schräg gegenüber der Schneidsäge 7,2 m von der Schwelle der hölzernem Brücke entfernt, die zur Erlenwiese führt. Sein Nachfolger wurde der jüngste Sohn Georg (1861-1930), da sein 1842 geborener ältester Bruder Johann Dominikus bereits Mühlenbesitzer in Reckendorf geworden war. Georg Scharold heiratete 1891 Anna Paulina Gehr aus Höchstadt, mit der er fünf Kinder hatte. 1881 erfolgte die Verlegung der gänzlich heruntergekommenen Scheidmühle von der Südseite der Kleinen Weisach auf die Nordseite im Anschluss an die Mahlmühle und der Einbau einer Knopp-Turbine anstelle des zweiten Wasserrades der Mahlmühle. Dieser Einbau der Knopp- Turbine war die erste im Einzugsbereich der Aisch.

Unter diesem Müller wuchs der Besitzstand der Mühle auf 15 ha Land an. Im Jahre 1900 löst eine Baupolizeiliche Anzeige über Änderungen an den schadhaften hölzernem Ufermauern, die ohne vorherige baupolizeiliche Genehmigung vorgenommen wurden, umfangreiche Recherchen des Amtes aus. Der Müllermeister erklärte bei einer Vorsprache, dass sich hinsichtlich der Höhe des Oberwassers und des Wasserverbrauchs nichts geändert habe und erhält die nachträgliche Zustimmung zur Baumaßnahme. Im Jahr darauf riss ein Früjahrs-Hochwasser einen großen Teil der Betonmauer wieder ein, so dass sie erneuert werden musste. Dabei wird in das bisherige Leergerinne ein Wasserrad eingesetzt.

Ein nächster Schritt zur Modernisierung der Anlagen erfolgte 1919 als Georg Scharold den Einbau von zwei Francis-Turbinen mit liegender Welle anstelle der beiden defekten oberschlächtigen Wasserräder beantragte. Die größere Turbine leistete 14 PS bei einem Nutzgefälle von 3,8 Metern und 345 l/s. Die kleinere 9 PS bei 225 1/s. Die größere Turbine machte 280, die kleinere 360 Umdrehungen pro Minute bei voller Beaufschlagung. 1921 erfolgte der Genehmigungsbeschluss und Wasserbucheintrag für den Triebwerksbesitzer Georg Scharold in Lonnerstadt. 1928 legte der Müller Georg Scharold Pläne für den Umbau des ca. 700 m oberhalb der Mühle befindlichen hölzernem Überfallwehr in Betonbauweise vor.

1930 starb der Kunstmühlenbesitzer Georg Scharold. Sein Erbe und Mühlennachfolger wurde der einzige (1895 geborene) Sohn Josef, der 1930 die Ehe mit Maria Zenkel von der Güntersdorfer Mühle einging. Aus dieser Ehe entsprossen vier Söhne. Während der älteste Karl Georg (1931-1988) in die Elsendorfer Mühle einheiratete, übernahm sein jüngster Bruder Christoph Wilhelm (1934-2003) das elterliche Anwesen. Bereits ein Jahr vor seiner Geburt hatte sein Vater die Schneidesäge aufgegeben, ihm blieb es vorbehalten als letzter männlicher Nachkomme der Familie Scharold den Mahlbetrieb nach der Übernahme des Anwesens im Herbst 1980 einzustellen. Die überwiegend bäuerlichen Kunden der näheren Umgebung (Mailach, Fetzelhofen, Ailsbach Frimmersdorf, Unterwinterbach Lonnerstadt) hatten sich verlaufen, und die maschinelle Ausstattung der Mühle, welche auch die Bäckerei Kaiser in Lonnerstadt belieferte, entsprach nicht mehr den Stand der Technik. Zwar hatte Christoph Scharold die Müllerlehre in Reckendorf angefangen doch der frühe Tod des Vaters hatte ihn zur vorzeitigen Heimkehr gezwungen, so dass kein fachspezifischer Abschluss vorlag. Christoph Scharold starb 2003. Er vererbte die Mühle seiner Lebensgefährtin Marga Geyer, die bis zu ihrem Tod 2011 im Wohnhaus der Mühle lebte.

Im Frühjahr 2009 erwarben wir (Paul und Regina Bruckmann) die Mühle, um diese zu restaurieren. Als gelernter Müller, Müllermeister, Müllerei- und Mühlenbautechniker habe ich meinen Beruf zur Passion gemacht und zusammen mit meiner Frau ist es uns eine Herzensangelegenheit die Mühle zu restaurieren.

Das verfallene Turbinenhaus am Mühlengebäude konnte nicht mehr gerettet werden und musste abgerissen werden. An dessen Stelle wurde wieder ein oberschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von 3,5 m angebaut. Seit Ende Oktober 2009 treibt dieses einen Generator zur Stromerzeugung an und leistet bis zu 11 kW.

Von 2012 bis 2016 haben wir das Wohnhaus aus dem Jahr 1695 denkmalgerecht saniert und bewohnen dieses seit März 2016.

Quellen: Wolfgang Mück, Rainer Hörlin